Livak, die Heldin des Buches, ist eine selbstbewusste, fröhliche junge Frau mit nicht ganz einwandfreiem Lebenswandel. Ihre Brötchen verdient sie überwiegend, indem sie den Leuten beim Spiel das Geld aus der Tasche zieht, und in finanziellen Nöten schreckt sie auch vor einem kleinen Einbruch nicht zurück. Mit ihrem letzen solchermaßen erworbenen Artefakt gerät sie beim Verkauf aber an die Falschen, nämlich an ein Männertrio, das für den "Erzmagier" (den Oberzauberer dieser Welt) alte Kunstgegenstände sammelt. Um nicht der Stadtwache ausgeliefert zu werden, erklärt sich Livak dazu bereit, für einen gewissen Zeitraum als Diebin auf Provisionsbasis mit diesen Männern zusammenzuarbeiten. So gerät sie in ein Abenteuer, das ihr bislang auch nicht unbedingt langweiliges Leben weit in den Schatten stellt.

Die Welt von Einarinn erinnert an das späte Mittelalter: Einige kluge Menschen vermuten bereits, dass die Erde eine Kugel ist. Darüber hinaus gibt es Magier, finstere Wälder, gefährliche Meere und ferne, fremdartige Inseln. Aber da sind auch freundliche Marktflecken, Jahrmärkte, gemütliche Kaschemmen, und ab und zu gibt es ein heißes Bad für Livak. Erzählt wird das Abenteuer überwiegend aus der Ich-Perspektive Livaks, in einem fröhlich-burschikosen Stil, der zu ihrem Charakter passt. In Zwischenkapiteln werden die Geografie der Welt von Einarinn, geschichtliche Hintergründe, Feste, Sitten und Gebräuche ausführlich beschrieben.

Ein großartiger Fantasy-Roman? Nicht unbedingt. Die Story ist nicht sonderlich originell, die Personen werden dem Leser nicht so nahe gebracht, dass er sich mit ihnen identifizieren würde. Andererseits hat Diebesgut doch etwas ganz Besonderes: Juliet E. McKenna ist eine geniale Fabuliererin. Sie beschreibt ihre Welt so liebevoll, dass der Leser sie förmlich sehen und riechen kann. Nebenbei ist die Ausgabe in der Reihe Bibliothek der phantastischen Literatur schön gestaltet und schmückt das Bücherregal. Alles in allem ein Lesevergnügen, das auch für jugendliche Fantasy-Einsteiger gut geeignet ist. --Ute Wimhöfer