Das Unsterblichkeitsprogramm. |
Heyne (2004) |
In Collection
#331 |
0* |
Broschiert 3453879511
Deutsch |
Vorab eine Warnung: Wer Probleme mit Gewalt und Sex hat, sollte Richard Morgans Bücher meiden. Ohne Ausnahmen. Denn Morgans Vorstellung von Gewalt ist real: Schmerz, Angst, Blut, zerfetzte Gliedmaßen gepaart mit der Lust am Leid anderer. Und während Menschen in anderen Büchern "Sex haben", ficken sie bei Morgan rau und dreckig -- letztendlich aus den gleichen Gründen, aus denen sie kurz darauf töten: Weil Menschen eben so sind. Dennoch ist Das Unsterblichkeitsprogramm keine hemmungslose Blutorgie und auch keine pornografische Peepshow. Der einzige Unterschied zu anderen Büchern ist, dass Morgan die Kamera draufhält, wenn alle anderen schon längst abgeblendet haben.
Während Kovacs also unter Druck die einzelnen Teile eines komplexen Puzzles aus Macht, Intrigen, Eifersucht und jahrhundertealter Langeweile aus den dunklen Gassen einer ausgelaugten Welt zieht, reißt seine durch Spezialkonditionierungen geschützte Psyche den Leser in den Abgrund dunkler Gedanken. Kovacs hat Dinge erlebt und getan, die gegen alle Konventionen verstoßen. Dennoch ist er Idealist geblieben. Deshalb leidet er und muss sich schützen, notfalls mit Gewalt. Überhaupt ist Schutz in Morgans gnadenloser Zukunftsrealität die stabilste Währung: Was man besitzt, muss um jeden Preis geschützt werden: Geld, Macht, der eigene Körper und letztendlich auch der eigene Verstand.
Die Filmrechte hat Morgan bereits verkauft, der zweite Roman um Takeshi Kovacs, Broken Angels, ist in englischer Sprache erhältlich, und sein neuster Roman Market Forces erscheint unter dem deutschen Titel Profit.
Die Geschichte von Das Unsterblichkeitsprogramm ist geradlinig erzählt, der Humor schwarz, die Action schnell und hart. Ähnlich wie Jeff Longs Im Abgrund kann man sich Morgans Unterwasser-Achterbahnfahrt in die Tiefen menschlicher Psyche und Gewalt nur schwer entziehen. Optimale Leseumgebung: eine Stahlbetonmauer im Rücken und die Tür im Blickfeld. --Wolfgang Treß
Credits | |
Translator | Bernhard Kempen |
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