England, im Jahr 865. Die Insel wird von rivalisierenden Kleinkönigen regiert und von den Raubzügen der Wikinger bedroht. Die wahre Macht liegt allerdings in den Händen der christlichen Kirche, die allen Wohlstand für sich in Anspruch nimmt und unerbittlich jeglichen Widerstand unterdrückt. Da schlägt sich ein genialer Schmied auf die Seite der Wikinger und die Geschichte nimmt einen anderen Verlauf.
Der junge Shef steht als Bastard eines nordischen Raubfahrers und Sohn einer Engländerin eigentlich zwischen allen Fronten. Er ist aber nicht nur ein höchst innovativer Waffenschmied, sondern auch in vielen anderen Bereichen ein genialer Kopf, der mit Leidenschaft um vergangenes und neues Wissen ringt: "So rechnen die größten Anführer und Seemänner der Welt: Mit einem Haufen Stöckchen!", ruft er beispielsweise verzweifelt aus. "Wenn ich nur wüsste, wie man römische Zahlen schreibt. Dann würde ich eine echte Maschine bauen!" Shef schließt sich dem nordischen Krieger Brand an und lernt eine neue Sekte der Wikinger kennen, deren höchste Werte Wissensdurst und Gelehrigkeit sind. Sie wird zu einer Bedrohung für die christlichen Bischöfe, die Rom zu Hilfe rufen.
"Was wäre, wenn..." ist ein beliebtes Spiel der Science Fiction, die nicht nur mögliche Versionen der Zukunft, sondern auch der Vergangenheit entwirft. Klassiker wie Das Orakel vom Berge und Der große Süden sind berühmte Beispiele solcher Parallelwelten. Der Veteran Harry Harrison, bekannt vor allem durch seinen Stahlratte-Zyklus oder auch seine düstere Zukunftsvision New York 199 hat den intellektuell sehr reizvollen Ansatz zu epischer Breite ausgeweitet: Der Hammer des Nordens ist der erste Teil einer Trilogie, die auch Fantasy-Leser ansprechen wird. Diesmal lautet die Frage: "Was wäre, wenn nicht die christlich-römische, sondern die nordische Kultur das Schicksal der westlichen Welt geformt hätte?" Co-Autor von Harrison ist der Historiker und Literat Tom Shippey unter dem Pseudonym Tom Holm, dem sicherlich auch die beeindruckende historische Authentizität zu verdanken ist. Zusammen ist den Autoren eine mitreißende Abenteuergeschichte mit gedanklicher Tiefe gelungen. --Birgit Will