"Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr mich durchschreitet." Der Vers steht in Dantes "Inferno", am Anfang seiner
Göttlichen Komödie -- er prangt über einem Höhleneingang, durch den Dante und Vergil den Weg hinab in die Hölle antreten.
Im Abgrund von Jeff Long heißt im amerikanischen Original
The Descent, "Der Abstieg", und genau darum geht es auch: Die Menschen begeben sich auf den Weg in das Innere der Erde, und sehen sich dabei -- wie Dante und Vergil -- mit einem Zerrbild ihrer selbst konfrontiert. Es wird eine Reise in die Abründe des menschlichen Daseins.
Von der Handlung sei nur so viel erzählt: Der Himalaya-Experte Ike Crockett sucht mit seiner Bergsteigergruppe in einer Höhle in Nepal Schutz vor einem Unwetter. Dabei entdecken sie den leblosen Körper eines Mannes, der mit geheimnisvollen Tätowierungen bedeckt ist. Auf der Suche nach einem Ausgang aus dem Höhlensystem -- der Eingang liegt unter einer Schneeschicht begraben -- verlieren sie einander aus den Augen, bis Ike schließlich eine schreckliche Entdeckung macht: Jemand oder etwas hat sämtliche Teilnehmer der Expedition getötet und verstümmelt, nur die Leiche seiner Freundin Kora kann er nirgends entdecken. Da hört er plötzlich bedrohliche Geräusche und seine Lampe geht aus...
Es fällt schwer, angesichts dieses Romans nicht nur mit Superlativen um sich zu werfen. Gelegentlich fabuliert Jeff Long in seiner Geschichte hart an der Grenze zur Glaubwürdigkeit. Aber er fabuliert mit einer solchen Wucht, mit einer solchen Fülle von Details, seine Figuren sind so über die Maßen präsent, dass man vom Strom seiner Erzählung unweigerlich mitgerissen wird. Er ist abwechselnd brutal und zärtlich, wissenschaftlich genau und voll überbordender Phantasie -- absolute Höchstwertung! "Lasst alle Hoffnung fahren..." --Felix Darwin